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Innovative Konzepte und Szenarien aus dem Lehrlabor

Digitaler Wissenstransfer: Vom Manuskript zum shareable content

In einem Projektseminar können Studierende der Fächer Geschichte und Osteuropa-Studien erkunden, wie die Digitalisierung die Rezeptions- und Arbeitsbedingungen verändert hat, wie Redaktionsarbeit in Echtzeit funktioniert und wie sie Journalismus und Wissenschaft im Netz miteinander verbinden können. Sie werden für ein Semester Teil des erweiterten Teams der Online-Redaktion von dekoder.org (“Russland entschlüsseln”), lernen dabei wissenschaftlich zu arbeiten, ihre Ergebnisse online zu präsentieren sowie den Wandel des Wissenstransfers zu reflektieren.

Metadaten

  • Lehrende: Monica Rüthers, Mandy Ganske-Zapf
  • CC-Lizenz: CC-BY (Bearbeitung erlaubt unter Namensnennung)
  • Zitiervorschlag:
    Monica Rüthers/Mandy Ganske-Zapf (2021): Digitaler Wissenstransfer: Vom Manuskript zum shareable content. Hamburg: StoryPool. URL:

Maßnahme

Im Verlauf zweier Projektseminare setzten Teams von Studierenden wissenschaftliche Themen in Medienprodukte um. Ein auf das Seminarthema bezogenes Themendossier wurde erstellt, das Content-Elemente in verschiedenen Formaten enthalten sollte (Text, Video, Übersetzung, Presseschau, Bildstrecken etc.). Die Dossiers wurden in Zusammenarbeit mit dem Online-Magazin dekoder erarbeitet und dort veröffentlicht.

Im ersten Teil des Seminars beschäftigen sich die Studierenden mit einem konkreten wissenschaftsrelevanten Thema. Im zweiten Teil reflektierten sie über die Zielgruppe, lernten die medialen Formate kennen und versuchten, ausgehend von einer wissenschaftlichen Fragestellung ein geeignetes Format zu finden. Konkret erarbeiteten die Studierenden in kleinen Gruppen Vorschläge für Beiträge in verschiedenen Formaten im Rahmen eines vorhandenen Grobkonzeptes für ein multimediales Online-Themendossier im Bereich der Themen Mauerfall, Truppenabzug der früheren Sowjetarmee aus Ostdeutschland und Russlanddeutsche. Einzelne Vorschläge mussten mit den anderen Beiträgen und dem redaktionellen Konzept abgestimmt werden. Die Studierenden lernten auch, publikumsbezogen und im Team zu arbeiten. Der dritte Teil umfasste die Recherche und die Verarbeitung der Informationen.

Didaktisch gesehen bestand der Reiz für die Studierenden in der Praxisnähe, in der Mitarbeit an einem konkreten medialen Produkt, das am Schluss online geht. Sie konnten das Medienprodukt in allen Details von einer Grundstruktur bis zu den Teasern, Social-Media-Texten und Bildunterschriften durchdenken und umsetzen. Dabei durchliefen die Studierenden den ganzen Weg einer Online-Redaktion von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung. Sie mussten auch akzeptieren können, dass wichtige Entscheide bei der (verantwortlichen) Redaktion liegen, und dass redaktionelle Eingriffe wie Kürzungen und Veränderungen vorgenommen werden.

Die Schreibkompetenz wurde in je zwei Seminaren in Kooperation mit dem Schreibzentrum im Universitätskolleg gefördert. Zum Konzept und zu den erstellten Einzelbeiträgen der Studierenden gab es weiteres Feedback von der dekoder-Redaktion. Dazu kamen die Redakteur*innen ins Seminar und verfolgten die Konzeptpräsentation, um sie anschließend zu diskutieren. Jede Seminargruppe konnte auch einmal die Redaktion besuchen und Einblick in deren Arbeit gewinnen.

Zur begleitenden Reflexion wurde ein Blog genutzt, auf dem Arbeitsschritte festgehalten, reflektiert und eigene kleine Texte publiziert wurden. Die Studierenden verfassten für den Blog projektbegleitend Beiträge über die eigenen Lernschritte mit eventuellen Fragen oder Problemen in Bezug auf Digitalisierung.

Verbindung zum klassischen Lehrformat:

  • Vorlesung
  • Seminar
  • Übung
  • Projekt
  • Praktikum
  • Prüfung
  • Selbststudium
  • Vorkurs
  • Sonstiges

Mit dieser Maßnahme werden primär gefördert:

  • Rezeptive Aktivitäten (Lesen, Anschauen, Zuhören)
  • Übende Aktivitäten (Ausprobieren, Routinebildung etc.)
  • Produktive Aktivitäten (Schaffung eigener Inhalte)
  • Organisatorische Aktivitäten (Koordination, Vernetzung etc.)

Rolle von digitalen Medien:

  • Keine nennenswerte Rolle (bspw. primär Präsenzlehre)
  • Eine gewisse bzw. mäßige Rolle (bspw. hybrides Lehrformat)
  • Eine zentrale Rolle (bspw. Online-Lehre)

Beziehung zur Forschung:

  • Forschung fließt als Inhalt ein (Studierende können sich zu Ergebnissen und/oder Prozessen des Forschens kundig machen)
  • Forschung ist das Ziel der Lehrmaßnahme (Studierende üben das Hand- und Denkwerkzeug für eigene Forschungsaktivitäten ein)
  • Forschung ist der Modus der Lehrmaßnahme (Studierende werden selbst forschend tätig)
  • Die Lehrmaßnahme dient dazu, die Voraussetzung für forschungsnahes Lernen zu schaffen.
  • Sonstige
  • Keine

Verortung im didaktischen Dreieck:

  • Inhalte für die Studierenden auswählen, anordnen, darstellen, erklären, (digital) aufbereiten, interaktiv machen etc.
  • Studierende methodisch darin unterstützen, sich Inhalte (allein oder in der Gruppe) anzueignen, zu verstehen, anzuwenden, weiterzuentwickeln, selbst zu generieren etc.
  • Als Lehrende*r mit den Studierenden in Kontakt kommen und in Interaktion treten (Feedback, Kommunikation etc.)
  • Die Lehrorganisation verändern, die für die Beziehung zwischen Inhalten, Studierenden und mir als Lehrende*r von Bedeutung ist

Grund

Die Studierenden sollen ausprobieren und erkunden, wie die Digitalisierung unsere Rezeptions- und Arbeitsbedingungen verändert hat, wie Redaktionsarbeit in Echtzeit funktioniert und wie sie Journalismus und Wissenschaft im Netz miteinander verbinden können. Diese Erfahrung soll sie für Berufsfelder im Bereich des Wissenstransfers vorbereiten, die eine Kombination von wissenschaftlicher Expertise, Teamarbeit und Medienkompetenz erfordern.
Dabei lernen die Studierenden 1. wissenschaftlich zu arbeiten, 2. die Ergebnisse in neuen medialen Formaten einem breiten Publikum zu präsentieren sowie 3. den Wandel des Wissenstransfers durch die Nutzung digitaler Formate zu reflektieren. Zugleich sollen sie durch die ergebnisorientierte Arbeit in Gruppen ein Bewusstsein für Teamarbeit und Grundkompetenzen im Projektmanagement entwickeln.

Die Studierenden sollen Kompetenzen in einer digitalisierten Welt erwerben und erfahren, wie fundiertes Wissen unter digitalen Bedingungen generiert und online zugänglich gemacht werden kann. Außerdem sollen sie lernen und erproben, wie sie gemeinsam komplexe und mehrstufige Aufgaben lösen können - von der ersten Recherche über die Entwicklung eines Exposés bis hin zur Erstellung des eigentlichen Medienprodukts. So soll ein reflektierter Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen im Umfeld der neuen Medien und ein erfolgreicher Wissenstransfer aus der Uni in den digitalen Raum gefördert werden.
Gleichzeitig wird durch das Angebot eines solchen Projektseminars die praxisorientierte Lehre in den Bereichen Geschichte, Osteuropa und Public History gestärkt.

Grund für die Entwicklung:

  • Akutes Defizit bzw. akuter Konflikt
  • Bestehendes bzw. strukturelles Problem
  • Vorweggenommene Herausforderung
  • Persönliches professionelles Anliegen
  • Impuls aus meinem Umfeld
  • Sonstiges

Kontext

Das Angebot richtete sich an Studierende der Fächer Geschichte und Osteuropa-Studien und war als Projekt oder Seminar mit verschiedenen Modulen dieser Studiengänge kompatibel. Die Studierenden erhielten je nach Art der Belegung 4, 6 oder 10 ECTS.
Die Umsetzung erfolgte über zwei Semester in Form von zwei Projektseminaren.
Unabdingbar war die enge Kooperation mit dem Online-Magazin dekoder und die Mitarbeit einer Lehrperson, die über umfassende Medien- und auch Sachkompetenz verfügte und die Verbindung zur dekoder-Redaktion gewährleistete.

Diese Maßnahme wurde mit Mitteln des BMBF unter dem Förderkennzeichen 01PL17033 im Rahmen des Lehrlabors (Universitätskolleg, Universität Hamburg) entwickelt.

Projekttitel: Vom Manuskript zum shareable content - Wissenstransfer im digitalen Zeitalter
Förderzeitraum: 01.04.2019–31.03.2020

Meine Maßnahme ist entstanden und hat sich bewährt an einer:

  • Universität
  • Fachhochschule
  • Dualen Hochschule
  • Pädagogischen Hochschule
  • Sonstiges

Meine Maßnahme ist in folgender Disziplin (oder mehreren) zu verorten:

  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften
  • Ingenieurwissenschaften
  • Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
  • Geisteswissenschaften
  • Lehrerbildung
  • Rechtswissenschaften
  • Kunst, Design-Wissenschaften
  • Medizin (inkl. Gesundheitswissenschaften)
  • Interdisziplinäre Bereiche
  • Sonstiges

Primäre Zielgruppe meiner Maßnahme:

  • Studieninteressierte
  • Studienanfänger*innen
  • Fortgeschrittene Studierende im Bachelor (oder 1. Studienabschnitt)
  • Studierende am Ende des Bachelorstudiums (oder 1. Studienabschnitts)
  • Studierende im Masterstudium (oder 2. Studienabschnitt)
  • Doktoranden oder Postdocs

Kräfte

Die universitäre Lehr- und Lernumgebung kommt mit außeruniversitären Medien und deren Arbeitsbedingungen in Berührung. Die digitale Lebenswelt durchdringt nicht nur das Privatleben, sondern auch - je nach Tätigkeitsfeld - das wissenschaftliche Arbeiten von Historikern, Slawisten und Osteuropaspezialisten.

Widersprüchliche Anforderungen, die bei der Maßnahme eine Rolle spielen:

  • Selbst- und Fremdorganisation
  • Lernen durch Zuhören/Lesen/Zusehen und Lernen durch eigenes Tun
  • Analoge und digitale Erfahrungswelten
  • Individuelles und soziales Lernen
  • Fachliche und überfachliche Kompetenzentwicklung
  • Exemplarische und vollständige Lerninhalte
  • Fachsystematische und lernsystematische Vorgehensweisen
  • Sonstige
  • Keine

Wirkungen

- Die Teams haben ganz unterschiedliche Formate für ihre jeweiligen Themendossiers erarbeitet, u.a. eine interaktive Karte, ein Lernquiz, ein Fragebogen sowie verschiedene "Visuals" mit Aufnahmen.
- Die Studierenden haben sehr positiv auf das Angebot reagiert und waren mit wenigen Ausnahmen bereit, sich für die Projekte nachhaltig zu engagieren.
- Die größte Genugtuung bestand in der Veröffentlichung der fertigen und publikationsfähigen Beiträge auf dekoder.
- Problematisch waren der relativ knappe Zeitrahmen für ein solches Projekt (insbesondere ohne wöchentliche Definition der Ziele) sowie der hohe Betreuungsaufwand.
- Der Blog hat sich als Forum zur selbstständigen Veröffentlichung kleiner Beiträge und als Ort des Nachdenkens über die Erfahrungen in der praktischen Arbeit bewährt.
- Die Feldarbeit erwies sich als Herausforderung, da nicht alle wichtigen Dokumente online verfügbar waren.
- Dass ein Online-Projekt zunächst Offline-Recherche benötigt (bspw. durch Archivbesuche oder Gespräche), musste einigen Teilnehmern erst richtig bewusst werden.
- Der Aufwand hat sich aus der Sicht aller Beteiligten gelohnt und der Lerneffekt war hoch.
- Besonders motivierend war die Überwindung der Grenzen der universitären Lernumgebung und der Anschluss an eine real arbeitende Redaktion.
- Der Bezug zum journalistischen Alltag und der Erstellung eines publikationsfähigen Produktes unter realen Bedingungen erwies sich als tragendes Element. Redaktionell bedingte Vorgaben haben die Studierenden als Teil journalistischer Realität erfahren und gut akzeptiert.
- Die Studierenden konnten erfahren, dass sie selbst originelle Forschung betreiben und dabei spannende Resultate generieren können, die auch für Dritte sehr interessant sind.

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